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Der Senftenberger Felsenkeller, die St.Georgskapelle, der Georgiritt. Das sind die drei Gründe, warum der Senftenberg heutzutage vielen Menschen bekannt ist. Weniger bekannt ist, dass der Senftenberg auch auf eine interessante Historie zurückblicken kann. Der Berg war der Standort zweier mittelalterlicher Burgen (Ober- und Niedersenftenberg) und später über Jahrhunderte hinweg ein vielbesuchter christlicher Wallfahrtsort. Doch davon später mehr.
Im Jahr 1968 eröffnete der Senftenberger Landwirt Georg Meusel den jetzigen Bierkeller. Im Felsstollen, den man bereits in früheren Zeiten per Hand in den braunen Sandstein gehauen hatte, wurden Fässer mit Gunzendorfer Bier eingelagert. Am Eingang des Stollens wurde das Bier direkt vom Faß gezapft. Frisch zubereitete Brotzeiten vervollständigten das Angebot. Man saß im Freien und genoß im Sommer das Lagerbier im Schatten der Eichenbäume. Die Berglage gewährte eine reizvolle Fernsicht. Der große Zuspruch der Kellergänger ermöglichte im Jahr 1970 die Errichtung eines ersten Kellergebäudes. Im Jahr 1990 übernahm Michael Meusel von seinem Vater die Bewirtschaftung des Kellers. Michael Meusel riss das bisherige Kellerhäuschen ab und errichtete an gleicher Stelle einen kompletten Neubau, das jetzige Kellergebäude. Der Außenbereich wurde terrassiert und Ende der 1990er Jahre ein Pavillon aufgestellt. Im Laufe der Jahre entwickelte sich der Senftenberger Keller zu einer festen Größe und zieht insbesondere an den Sommerwochenenden eine Vielzahl von Gästen aus nah und fern an. Katja und Loisl, die den Senftenberg seit 2021 führen, sind der Garant dafür, dass die fränkische Kellertradition in bewährter und althergebrachter Weise auch weiterhin fortgeführt wird.
Wer von Buttenheim kommend das Deichselbachtal hinauffährt, dem fällt alsbald diese kleine Bergkapelle auf, die weithin sichtbar über Gunzendorf thront. Die Senftenberger St.Georgs-Kapelle wurde in den Jahren 1668/69 errichtet. Baumeister war Valentino Giuletti (Valentin Juliot) aus Roveredo im südlichen Graubünden. Die Kapelle verfügt über eine sehenswerte Innenausstattung aus der Zeit des Frühbarock und des Rokoko.
Das kirchliche Leben auf dem Senftenberg wird in besonderer Weise durch den Georgiritt zur St.Georgs-Kapelle geprägt. Dieser Patronatsritt findet jedes Jahr im Frühling statt und zieht zahlreiche Gläubige an. Der alte Georgiritt war ursprünglich ein Ritt der Hufschmiede aus der Umgebung zur Senftenbergkapelle, um ihren Handwerkspatron zu verehren. Der alte Georgiritt fand zum letzten Mal 1848 statt. Es entstand eine Rauferei, die zwei Beteiligten das Leben kostete. Daraufhin wurde der Georgiritt verboten.
In seiner heutigen Form entstand der Georgiritt erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Termin ist entweder der Sonntag vor oder nach Georgi (23.04.). Unter Musik- und Fahnenbegleitung setzt sich jedes Jahr ein prächtig geschmückter Reiterzug von Gunzendorf aus in Bewegung, um den steilen Weg zur Senftenbergkapelle zurückzulegen. Die Reiter und die vielfach aufwändig geschmückten Pferde werden anschließend vom Pfarrer gesegnet.
Wallfahrtsgeschichte
Daß die St.Georgs-Kapelle und ihr Vorgängerbau früher eine vielbesuchte lokale Wallfahrtsstätte waren, ist heute nahezu in Vergessenheit geraten. Den Mittelpunkt der Verehrung bildeten die Muttergottes und der Hl.Georg. Im 17. Jahrhundert kam es zu wundersamen Gebetserhörungen (miracula). Bei der Durchsicht der Senftenberger Mirakelverzeichnisse fällt die große Anzahl von Fällen auf, die im weitesten Sinn mit der Geburt eines Kindes zusammenhängen und die mit dem alten Begriff "Kindsnot" bezeichnet werden. Es hat den Anschein, daß der Senftenberg für Gebärende aus den umliegenden Dörfern eine besondere Rolle spielte. Die in Wehen liegenden Frauen, die aufgrund von Komplikationen manchmal bereits ein tagelanges Martyrium hinter sich hatten, wandten sich in der größten Not hilfesuchend zum Senftenberg. So heißt es zum Beispiel in einem Fall, daß die Gebärende bereits drei Tage in Wehen lag und man sie bereits aufgegeben hatte. Als sie von der tödlichen Ohnmacht wieder erwachte und sie ein Opfer zum Senftenberg versprach, konnte sie ohne Schmerzen gebären. Noch vor einem Jahrhundert war die Geburt eines Kindes für die Mutter nicht selten mit Lebensgefahr verbunden. Dies lag an der harten körperlichen Arbeit der Mutter bis zum Ende der Schwangerschaft und an dem Umstand, daß es sich in der Regel um Hausgeburten handelte, bei der lediglich die Familienangehörigen, die Nachbarinnen und die Hebamme anwesend waren. Bei Komplikationen war schnelle medizinische Hilfe meist kaum greifbar. Aber auch dann, wenn die Geburt zwar abgeschlossen war, das Neugeborene sich aber in Lebensgefahr befand, wurden die Gebete und Wallfahrtsversprechen der Mütter zum Senftenberg in mehreren Fällen erhört und die Neugeborenen blieben am Leben.
Die Säkularisation brachte das Ende der Senftenberger Wallfahrt. Der am Georgstag abgehaltene Markt wurde vom Senftenberg nach Buttenheim verlegt. Der Georgenmarkt findet bis heute alljährlich in Buttenheim statt.
Vermutlich im frühen 13. Jahrhundert wurde Obersenftenberg als erste Burg auf dem Senftenberg errichtet. Der Standort der ehemaligen Wehranlage liegt nur etwas mehr als Hundert Meter Luftlinie nordwestlich des heutigen Bierkellers. Wer die Burg erbaute, ist unbekannt. Innerhalb eines Ringgrabens wurde aus dessen Aushub ein Erdhügel aufgeworfen und mit Palisaden eingefriedet. Auf der Gipfelfläche des Hügels entstanden ein Turmhaus als Wehr- und Wohnturm und weitere Nebengebäude. Derartige Kleinburgen werden von der wissenschaftlichen Forschung als Turmhügelburgen bzw. als Motten (vom französischen Wort motte = Erdklumpen; "château á motte") angesprochen. Obersenftenberg wurde letztmals im Jahr 1383 erwähnt und dürfte wenig später aufgelassen worden sein.
Der Niedergang von Obersenftenberg steht im direkten Zusammenhang mit dem Bau einer neuen Wehranlage, der Burg Niedersenftenberg. Der Neubau lag etwa 300 Meter Luftlinie von der alten Burg entfernt auf dem Bergsporn, auf dem heute die St.Georgskapelle steht. Niedersenftenberg wurde erstmals im Jahr 1295 urkundlich erwähnt. Schon früh war der Senftenberg Sitz eines Bamberger Amtes, wobei der Amtmann zunächst auf Obersenftenberg und später auf Niedersenftenberg saß. Im Bauernkrieg wurde Niedersenftenberg im Jahr 1525 zerstört. Die Verwaltung des Bamberger Amtes wurde nach Eggolsheim verlegt. Der Senftenberg als militärische Befestigungsanlage und als Verwaltungssitz hatte seine Bedeutung verloren. Zu dieser Zeit war aber eine andere Bedeutung in den Vordergrund getreten. Der Senftenberg als Ziel einer Wallfahrt und damit als Stätte intensiver christlicher Heiligenverehrung.
Texte zur Historie: Bernhard Bickel
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